Kompass und Ikone –Wegmarken auf dem Weg durchs Leben

Rüschlikon: Pfarrer Sonnevelt zum runden Geburtstag

Nico Sonnevelt sammelt alte Schiffskompasse Pfarrer Sonnevelt blickt mit Optimismus in die Zukunft

 

Seit bald zweit Jahrzehnten wirkt Pfarrer Sonnevelt in der reformierten Gemeinde Rüschlikon. Mitte Mai feiert er seinen sechzigsten Geburtstag. Er wird diesen Tag fern vom Zürichsee in den Niederlanden, seiner ursprünglichen Heimat, verbringen. Eine kleine Rückschau soll das vielfältige und segensreiche Wirken des Jubilaren verdeutlichen.
 

von René Kummer

 

Ein eigentliches Hobby hat er nicht, der reformierte Rüeschliker Pfarrer Nico Sonnevelt. Es sei denn, man betrachte die Freude und das Engagement, das der nun bald Sechzigjährige noch immer für seinen Beruf hegt, im erweiterten Sinne als Hobby oder besser ausgedrückt, als seine grosse Passion.
Auch nach über drei Jahrzehnten, in denen er als Pfarrer tätig ist, hat er nichts von seiner Begeisterung und Spontaneität verloren, mit der er die vielfältigen Aufgaben eines Gemeindepfarrers bewältigt. Begegnungen und Erfahrungen mit Menschen, stehen im Zentrum seiner Arbeit. So erstaunt es nicht, dass er von den Jahren, in denen die Jugendarbeit zu seinen Aufgaben gehörte ebenso freudig erzählt, wie von den ihn nun beschäftigenden Obliegenheiten in den Bereichen Erwachsenenbildung und Seelsorge.

Vom Wattenmeer über den Aargau an den Zürichsee
Nico Sonnevelt ist vor sechzig Jahren in der Universitätsstadt Groningen zur Welt gekommen. Zusammen mit drei Geschwistern verlebte er eine glückliche Jugendzeit. Nach dem Studium als Maschineningenieur entschloss er sich Theologie zu studieren. „Obwohl ich für dieses zweite Studium zuerst noch während zwei Jahren das Gymnasium besuchen musste, um die A Matura (Griechisch und Latein) nachzuholen und obwohl mir von einem Grosskonzern eine sehr gute Offerte für einen Einsatz als Ingenieur in den USA vorlag, liess ich mich von dem für mich als richtig erkannten Weg nicht mehr abbringen“, erzählt er. Sonnevelt amtete darauf während fünf Jahren als Pfarrer in zwei kleinen holländischen Gemeinden in der Nähe des Wattenmeers und war daneben als Religionslehrer in einem Lehrerseminar tätig. Ferien in der Schweiz schufen Kontakte, die dazu führten, dass Nico Sonnevelt mit seiner Familie, er hatte mittlerweile geheiratet und vier Kinder, 1977 als Pfarrer ins aargauische Erlinsbach zog. Adrian Sommer, ein dannzumal in Erlinsbach wohnender Rüeschliker vermittelte 1982, als die reformierte Kirchgemeinde einen Nachfolger für Pfarrer Fischer suchte, die ersten Kontakte zur linksufrigen Zürichseegemeinde. Anfang 1983 zügelte die Familie nach Rüschlikon.

Fenster für die jungen Menschen aufstossen
„Zuerst arbeitete ich etwa ein Jahr mit Pfarrer Furthmüller zusammen und nach dessen Wegzug während einem Dutzend Jahren mit Pfarrerin Erika Schlatter, die eine halbe Pfarrstelle versah“, erinnert sich Nico Sonnevelt. In diesen Jahren engagierte er sich ganz besonders in der Jugendarbeit. Zahlreiche ehemalige Konfirmandinnen und Konfirmanden denken noch heute mit viel Freude an die von Pfarrer Sonnevelt organisierten Konflager, in den Niederlanden, in Israel oder kurz nach dem Fall der Mauer in Berlin und dem einstigen Ostdeutschland. „Es war mir dabei ein zentrales Anliegen, für die jungen Menschen auf diesen Reisen im übertragenen Sinne Fenster aufzustossen, ihnen neue Horizonte aufzuzeigen, dabei aber auch eine kritische Betrachtungsweise nicht ausser Acht zu lassen“, erklärt er.

Erwachsenenbildung, wertvolle Erweiterung der Gottesdienste
Nachdem Pfarrer Peter Friedli 1996 als Nachfolger von Erika Schlatter die Jugendarbeit übernommen hatte, widmete sich Nico Sonnevelt in vermehrtem Masse der Erwachsenenbildung. Wie er in einem Jahresrückblick ausführt, betrachtet er diese Art der Begegnung als ungemein bereichernde Ergänzung und Erweiterung der Gottesdienste, in denen zumeist keine Dialoge möglich sind. Sonnevelt scheut sich dabei nicht, etwa brisante Bereiche wie ‚Esoterik’ oder ‚Fundamentalismus’ zu thematisieren. Auch hier werden die Kursstunden mit Besuchen in entsprechenden Museen, in Gotteshäusern oder mit Reisen bereichert. Auch Besuch bei älteren und kranken Menschen betrachtet er als wichtige Aufgabe. Allerdings erschweren Datenschutzgesetze diese Aufgaben und so macht er darauf aufmerksam, dass er in vermehrtem Masse auf entsprechende Hinweise von Angehörigen und Nachbarn angewiesen ist.

Auch in Zukunft mit Freude und Engagement Pfarrer sein
Auf seine Zukunft angesprochen, äussert er den Wunsch, auch in den kommenden Jahren seine Tätigkeit mit dem gleichen Engagement und der gleichen Freude ausüben zu dürfen, wie er dies in den zurückliegenden Jahren getan habe. „Der Beruf eines Pfarrers erträgt keinen lauen oder halbwertigen Einsatz“, führt er weiter aus. Viel Freude bereitet ihm im privaten Bereich sein erstes Enkelkind, der einjährige Samuel Nicolas. Und so taucht zum Schluss denn neben dem beruflichen Engagement doch noch ein kleines aber feines Hobby auf, das der Rüeschliker Pfarrer so nebenher betreibt. Er sammelt antike Utensilien, die einst von Seeleuten bei ihren Fahrten mit diesen oder jenen Windjammern über die Weltmeere verwendet worden sind. „Es ist eines meiner kleinen Ziele, meinen Kindern und Enkelkindern einst einen alten Schiffskompass zu schenken, der ihnen symbolisch den Weg durch das nicht immer einfache Leben weisen soll. Dazu bin ich auch auf der Suche nach Ikonen, die den heiligen Nikolaus zeigen. Ikone und Kompass als sinnvolle Geschenke für die Nachkommen, zeigen im übertragenen Sinne auch die ebenso weltoffene, vom Glauben an eine positive Zukunft geprägte Geisteshaltung des Rüeschliker Pfarrers, in der das Ikonenbild seinen tiefen Glauben an die Treue Gottes symbolisiert